Hooligans und Rasenball – zur Gegenwart des Antisemitismus im Fußball nach 1945.
Die Geschichte des Fuszballs in Deutschland ist eng mit der Geschichte des Antisemitismus verbunden: kann man auf der einen Seite seine Frühphase als jüdisch-bürgerliche Emanzipationsbewegung verstehen, so zeigten sich auf der anderen Seite stets – auch innerhalb des Sportes selbst – eine antimoderne Gegenbewegung, die im Amateurstatut des Nationalsozialismus mündete. Eine Gegenbewegung deren Argumentationsstruktur stets antisemitisch war und doch nie als solche verstanden wurde, was ihr Fortleben im postnazistischen Deutschland als logische Konsequenz hat.
Antisemitismus ist Auschwitz und Auschwitz ist Geschichte lautet das Mantra Deutschlands nach 1945. Wer allzu offen gegen Juden hetzt wird aus der Gemeinschaft der geläuterten Exkommuniziert oder erst gar nicht aufgenommen. Und so ist es nicht verwunderlich, dass man den offenen Antisemitismus in Deutschlands Stadien nahezu vergebens sucht – mit Ausnahme von unverbesserlichen Ostdeutschen, die man spätestens seit der letzten Bundestagswahl sowieso am liebsten aus der deutschen Wohlfühl-Gemeinschaft abschieben würde.
Doch Antisemitismus ist mitnichten verschwunden oder gar effektiv bekämpft und gerade im Fußball in dem die Widersprüche zwischen materieller Basis (die tatsächliche Wirtschaftsweise) und kulturellem Überbau (Fankultur) dermaßen offen zu Tage treten tritt er als Ideologie auf, um die dem kapitalistischen System inne wohnenden Widersprüche zu kaschieren.
Im Rahmen dieses Vortrages soll die Entwicklung des Fußballs in Deutschland nach 1945 und dem Antisemitismus als Begleiterscheinung betrachtet werden basierend auf dem Begriff von „Antisemitismus“ der Frankfurter Schule um Theodor Adorno und Horkheimer.
Der Referent: Chucky Goldstein studiert Kulturwissenschaften, schreibt ab und an ein paar Texte und referiert unter anderem über Antisemitismus als kulturelle Begleiterscheinung.